Die Qualität der Demokratie in Österreich ist zwar besser als ihr Ruf, aber dennoch nicht makellos. Im Vergleich zu anderen Staaten schneidet Österreich gut ab, wenn es um individuelle Freiheitsrechte, öffentliche Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit oder Wahlrecht geht. Auch die Kontrolle funktioniert vergleichsweise gut, also Gewaltentrennung, vertikale Kontrolle, Wettbewerb mit Anzahl an Parteien usw. Die größten Schwächen gibt es bei der Medienkonzentration (salopp formuliert: zu viele lesen nur eine einzige Boulevard-Zeitung und die Medienmacht liegt in nur wenigen privaten Händen) sowie bei den unzureichenden Transparenzregeln. Auch bei der Repräsentation und der Partizipation bestehen bedeutende Schwächen, d.h. die Besserverdiener (typischerweise ältere, wohlhabende Männer) dominieren sowohl als Repräsentanten als auch in der Wählerschaft. Dahingegen sind Frauen und MigrantInnen deutlich unterrepräsentiert. Die repräsentative Demokratie ist nicht ausreichend repräsentativ. Hinzu kommt, dass es für bestimmte Bevölkerungsgruppen gewisse Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit und der Möglichkeit der Meinungsäußerung gibt, wodurch die Freiheitsrechte zunehmend ungleich verteilt sind. Besonders schlecht sieht es bei den Demokratie-Einstellungen der ÖsterreicherInnen aus. Hier wachsen Misstrauen und Unzufriedenheit nicht nur mit der Berufspolitik, sondern mit der Demokratie als Staatsform insgesamt. Die ÖsterreicherInnen sind zwar höchst unzufrieden, aber kaum bereit, sich selbst politisch zu engagieren, etwa irgendwo zu kandidieren. Auch der Kontakt zur Politik wird nicht gesucht, sondern eher abgelehnt. Demokratiebildung wird zwar angeboten, erreicht ihre Ziele und ihr Zielpublikum aber noch nicht. Schulische politische Bildung ist immer noch ein heikles Terrain, das mit politischer Meinungsmache verwechselt bzw. als solche verdächtigt wird. Für alle Defizite gäbe es Verbesserungsvorschläge. Manche davon sind hier abrufbar.